Freitag, 20. April 2012

Himmel

„...denn, sprach er, ich bin ein Fremdling geworden im fremden Lande.“
2. Buch Mose, 2,22



Wir wollen uns vorstellen, der Mensch fragte sich nach seinem Platz auf der Welt, fragte sich nach den Dingen, die ihm obliegen und die er benutzen, besitzen, erwerben kann. Er fragte sich nach Dauer und Substanz, nach Ordnung, nach Bestand.

Vielleicht dämmert uns, wenn wir so denken wollen, dass unser einziger Besitz unser Leben ist. Ein einziges Leben. Nicht drei, nicht vier, nicht achteinhalb oder sieben, lediglich ein Leben. Und dieses Leben ist das einzige, was unteilbar mit dem Ich verwoben ist, dass Eigentum des Ichs ist. Nur ein Leben hat der Mensch.

Seien wir realistisch, lasst uns nicht nach dem Plan des Universums fragen, denn das Universum hat vermutlich keinen Plan. Das Universum ist ein schwarzer Raum, und im kosmischen Raum, diesen Abgründen, fliegen Feuerbälle umher und Brocken aus Stein und zwischen unvorstellbaren Kilometerstrecken hockt kratzend die Kälte.

Der Mensch bekümmere sich nicht ob schwarzer Katzen, Glückskarten, Segenshänden, gefallenen Schachfiguren und Sternschnuppen, lasse sich nicht von einem „Mach es wie die Sonnenuhr...“ unter Druck setzen..

Venus, 475 ° Celsius, Schwaden einer Stickstoffatmosphäre und auf Aphrodite Terra geht ein Schwefelsäureregen nieder. Merkur, Krater und Ebenen, nach Komponisten und Künstlern benannt, Temperaturen zwischen 425 ° C und – 175° C, auf der Nachtseite.
Die Beteigeuze, Sirius, Alpha Centauri. Entfernt 640 Lichtjahr, 8,6 Lichtjahre, 4,34 Lichtjahre. Rote Riesen, mit Durchmessern von 1000 Sonnen, Eisbrocken und geräuschlose Räume, Lichtbrechung und Sterne, die, wenn ihr Licht die Erde erreicht, längst erloschen sind.

Auf der Erde der Mensch.
Er störe sich nicht an Tarotkarten und Canossagängen, Bauernregeln und Sonderzahlungen im Krankheitsfall, er missachte und verlache Managementseminare und vor allem die törichte Rede von einer gütigen Vorbestimmung des Lebens durch ein Schicksal. Der Mensch ist lediglich im Besitz des einen kurzen Lebens.

Mira, 400facher Sonnendurchmesser, etwa 300 Lichtjahre entfernt, im Sternbild des Walfisch. Gliese 581, 54 Piscium, β Cancri und so weiter.

Der Mensch, Leben voller Magenschmerzen, Ehescheidungen, Autobahnen, lachhafter Liebesschwüre und luftleerer Bürohochhäuser. Angetäuschte Jahre, Sommerabende, und begeisterter Rufe in die Nacht hinaus.

Encke, Wilson-Harrison, Tempel 1, Tempel 2, Johnson, Daniel, Holmes, Orcus, Charon, Ixion, Makemake, Haumea. Kometen, Kuiper-Belt-Objects, rasende Sterne aus Gestein, Eis und Metallen, fern und einsam.

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