Donnerstag, 26. Juli 2012

Frühjahr



"Das Ende der Ironie bei Halbmond!"

Sonntag, 22. Juli 2012

Dienstag, 17. Juli 2012


„Ich werde dieses Semester einen Kurs über griechische Lyrik veranstalten. Gänzlich unphilologisch. Sappho, Anakreon, Pindar sollen durchaus mit der ihnen gebührenden Achtung behandelt werden. Wie Dichter. Es wird gelesen, nicht emendiert, und keine Grammatik betrieben.

Die griechische Lyrik hat im Gegensatz zu den Sicherheitsvorrichtungen der Hochbahn, den Syndikaten und Kartellen, den Rechten und Pflichten des Staatsbürgers, den Grundprinzipien des modernen Parteilebens die Eigenschaft – für das moderne praktische Leben völlig belanglos zu sein. Nicht einmal zur allgemeinen Bildung gehört es, sich mit griechischer Lyrik zu befassen. Man „muß“ sie keineswegs gelesen haben. Man imponiert keinem Menschen damit, wenn man sie gelesen hat.“


Jakob van Hoddis, „Über griechische Lyrik“

Freitag, 13. Juli 2012

Die Wahrheit über C. H.

"A söchtener Reuther will i wern, wie mei Aubergine gween is!"

Mittwoch, 11. Juli 2012

Die Finsternis raschelt wie ein Gewand,

Die Bäume torkeln am Himmelsrand.


Rette dich in das Herz der Nacht,

Grabe dich schnell in das Dunkele ein,

Wie in Waben. Mache dich klein,

Steige aus deinem Bette.


Etwas will über die Brücken,

Es scharret mit Hufen krumm,

Die Sterne erschraken so weiß.


Und der Mond wie ein Greis

Watschelt oben herum

Mit dem höckrigen Rücken.



Georg Heym "Halber Schlaf"

Montag, 9. Juli 2012

Mit dem Dampfschiff in die Zukunft

Nachwachsende Rohstoffe sind dieser Zeiten stark in der Diskussion. Der wichtigste von ihnen ist das Geld. Geld wächst am besten nach, wenn man es mit Menschen düngt. Um den Dünger bei guter Laune zu halten und anzulocken, feiert man Feste im Freien. Auch ich wühle mich in Sommern sonntags unrasiert durch Gruppen anderer Düngekörper. Man zieht tomatensoßenfarbene Kinder und Hunde, die ebenfalls unrasiert sind, zur Seite und lächelt milde. Eine schwere Dunstschicht liegt über dem Park, die mein Denken verwirrt. Ein wahrscheinlich luftfeuchtigkeitsbedingt dauergewellter, schwarzer Hund, der in Reichweite meines Schattenarms sitzt, ist mir auf den ersten Blick sympathisch. „Bruder! Kampfgenosse!“ denke ich aufgewühlt. Der Hund kaut auf einem Stock herum. „Ham! Ham!“ denkt er gleichgültig.
Ich bekomme Hunger. Ein vietnamesischer Koch bietet Spezialitäten an, die mich auf olfaktorischem Weg überzeugen. Ich kaufe zwei Bällchen in etwas Rotem, das sehr scharf ist. „Ham! Ham!“ denke ich, während meine Zunge verglüht. Eine Frau mit etwas Rotem auf dem Kopf tritt an den Stand und fragt den Koch: „Tschuldigung, is' inden Nudln Gluta-Mat?“ Der Koch sagt: „Nein.“ („Verschwinden Sie!“ denkt er.) Ich frage mich, ob wohl die Musik Glutamat enthält, die auf der im Zentrum des Geschehens platzierten Bühne von einer Gruppe Mosaikmenschen gemacht wird. „Ham! Ham!“ tuckert ein Schlagzeug. Zwei Akkorde steigen lustig von der Bühne und beginnen eigentümlich gekleidet einen hoppeligen Volkstanz aufzuführen. Sie tragen Bleischuhe. Ich schaue pikiert wie ein schlaffer Allergiker ins Nirgendwo.
Auf der Wiese sitzen Picknickmenschen. Eine Gruppe hat neben der Decke ein Schild platziert das sagt: „Fit für die Zukunft!“ Das danebengemalte Lachgesicht halte ich für eine Sekunde für einen Dinosaurierkopf. Dann fängt es an zu regnen.